Energie-Club Schweiz März Newsletter

Wer hätte gedacht, dass der äusserst brutale Krieg in der Ukraine so lange andauert. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Zwar sieht man, dass die Wirtschaftssanktionen des Westens Wirkung zeigen. Aber der für Russland wichtigste Wirtschaftssektor bleibt bis jetzt ausgeklammert: Die fossilen Energieträger Erdgas, Erdöl und Steinkohle. Für Steinkohle und Gas findet man andere Lieferanten. Nicht aber für Gas, das über Pipelines geliefert wird. Will man hier auf Flüssiggas – Liquid Natural Gas (LNG) – ausweichen, benötigt man eine neue Infrastruktur.

Insbesondere Deutschland kann die Sanktionen im Gassektor nicht mittragen. Das heisst nichts anderes, als dass Deutschland den Angriffskrieg Russlands wesentlich mitfinanziert. Es ist abhängig von Erdgas: Rund 55 Prozent stammt aus Russland. Viel Gas wird zur Stromerzeugung benötigt. Verzichtet Deutschland auf russisches Gas, kommt es zu einem Zusammenbruch der Stromversorgung. Geplant war die Verstromung von Gas noch massiv auszubauen, denn man will gleichzeitig auf Kern- und Kohlekraftwerke verzichten. Wind und Sonne sind aber nicht immer verfügbar. Also braucht es Reservekapazitäten, welche man kurzfristig hochfahren kann. Aktuell befinden sich in Deutschland unzählige neue Gaskraftwerke in Planung oder im Bau – zusätzlich zu den bereits in Betrieb stehenden. Fazit für Deutschland: Kein Gas – kein Strom.

Auch die Schweiz braucht jetzt Gaskraftwerke. Sie sind die Konsequenz der verfehlten Energie- und Strompolitik resp. der Energiestrategie 2050. Denn was für Deutschland gilt, gilt auch für die Schweiz. Neue Erneuerbare bieten keine Versorgungssicherheit. Woher das Gas für die Schweizer Gaskraftwerke kommen soll ist unklar. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat deshalb im Bundesrat Hektik ausgelöst. Die Schweizer Regierung sucht ebenfalls nach Lieferanten, die anstelle von Russland in die Bresche springen sollen. Allerdings kommt erschwerend hinzu, dass unser Land nicht über die notwendigen Gasspeicher verfügt.

Kurzfristig führt für die Schweiz kein Weg an Gaskraft vorbei. Die Versorgung mit Gas muss sofort sichergestellt und die wichtigen Speicherkapazitäten umgehend realisiert werden. Auch wenn dies schnell geschieht, besteht schon in den nächsten Jahren die akute Gefahr einer Strommangellage. Mittel- und langfristig muss die Schweiz jedoch neue Kernkraftwerke planen. Nur sie garantieren Versorgungssicherheit und Klimaschutz. Genau darum will der Energie Club Schweiz mit seiner Volksinitiative dafür sorgen, dass das unsägliche Technologieverbot aus dem Kernenergiegesetz verschwindet.

Obschon die Zusammenhänge glasklar auf dem Tisch liegen, scheint vielerorts das Verständnis für die physikalischen und ökonomischen Fakten in der Energie- und Strompolitik zu fehlen. Der Energie Club Schweiz hat deshalb einen Energiepass erarbeitet. Alle Mitglieder haben diesen per Post erhalten. Wir werden den Energiepass jetzt breit verteilen und hoffen, dass wir damit zu einer faktenbasierten Diskussion über die Herausforderungen für eine bezahlbare, sichere, klima- und umweltschonende Stromversorgung beitragen können.

Falls Sie Bekannte, Verwandte oder Freunde haben, die sich für Energiepolitik interessieren – lassen Sie uns das wissen. Gerne schicken wir Ihnen weitere Exemplare zu. Sie finden den Energiepass auch als Download auf unserer Website.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Frühling und hoffe, auf ein baldiges Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine.

Herzliche Grüsse

Vanessa Meury, Präsidentin